Jetty
Es sind die wilden 70er Jahre. Der lange Nachkriegsboom geht zu Ende und die beiden Ölpreiskrisen erschüttern die westliche Wirtschaft. Eine Zeit der Veränderung und des Umbruchs in vielen Teilen dieser Welt.
In Simbach, der jungen Stadt am Inn, kurvt ein tollkühner Bursche mit seinem Kettcar durch die Straßen und Gassen. Jeder kennt ihn vom Vorbeirasen, nicht alle beim Namen. So gibt ihm ein Nachbar einfach den Spitznamen „Jetty“, gleichlautend wie das Modell seines Gokarts also.
Bis heute sei es noch so, lacht Jetty, „dass von zehn Simbachern neun meinen wirklichen Vornamen gar nicht kennen.“
In Mindelheim, im bayrischen Voralpenland gelegen, treffen wir bei einer fast fertiggestellten Baugrube für die Erweiterung eines Krankenhauses auf Jetty. Sein Bohrgerät bereitet er gerade für den Abtransport vor, die Baustelle hier im Allgäu geht zu Ende.

Wie ist er denn zum Bohrgerätefahrer geworden, möchte ich wissen und die Geschichte beginnt dort, wo das Kettcar zu klein für den jungen Burschen geworden ist und die Schulzeit sich dem Ende zuneigte.
Sein Papa hätte entschieden, dass er in einem lokalen Betrieb, der sich auf die Reparatur von Bohrausrüstungen für Spezialtiefbaugeräte spezialisiert hatte, eine Schlosserlehre antreten sollte. So wurde Jetty also zuerst Schlosser und als dann in der Firma Personal abgebaut wurde, war die Entscheidung für die jungen Mitarbeiter sich entweder eine neue Arbeit zu suchen oder aber als Arbeiter auf Baustellen im Spezialtiefbau zu bleiben.
Jetty entschied sich zu bleiben und wechselte nach einigen Jahren als Bohrhelfer und Laderfahrer 1995 in die Kabine seines ersten Bohrgerätes. Gab es früher oft noch zusätzlich einen Polier auf den Baustellen, „so macht heute der Bohrgerätefahrer den Polier mit“, ergänzt Jetty.
Neben einem Bohrgerätefahrer besteht das kleine Team meist aus weiteren 2 Personen. „Jeder ist in seiner Art wichtig“, meint Jetty und „jeder weiß, was er zu tun hat und schon ein Blick genügt und jeder kennt sich aus“. Das gleichbleibende Team sei ideal und die Schlagkraft deshalb auch hoch.
Lange Zeit war er auf Montage bei kleineren Bohrfirmen, bis Christian, der Chef, ihn dann 2015 gefragt hat, ob er denn nicht nach Hause kommen möchte.
„Es tat gut, öfters wieder zu Hause zu sein und auf Baustellen in der Nähe“, sagt Jetty.
Was ist denn das Besondere am Spezialtiefbau?, möchte ich wissen. „Das Wichtigste ist ein Gefühl und ein Verstehen für den Boden zu entwickeln. Du musst ja auch Gefahren voraussehen: wo könnte sich etwas setzen, wo könnte etwas nachgeben“ erläutert Jetty, „das geht nur über Erfahrung“. Damit könne man einen Schritt voraus sein und sagen: „Leute, da haben wir ein Problem! Dann rechnen die Statiker nach und überprüfen Ihre Ansätze und wir können auf der Baustelle nochmals nacharbeiten. Wenn nichts mehr geht, dann muss eben ein anderer Plan überlegt werden.
An seinen ersten Arbeitstag bei Mayerhofer erinnert sich Jetty noch sehr gut. Er war fasziniert, mit welcher Technik hier gearbeitet wird. Immer sei ein Lader und ein Minibagger dabei, das kannte er so bisher nicht. Auch die Drehtellerautomatik bei den modernen Bohrgeräten von Mayerhofer war neu für ihn.
„Mayerhofer ist mit seinen Maschinen
schon brutal aufgestellt“,
erklärt Jetty, es werde auch laufend investiert und man arbeite immer mit der neuesten Technik auf den Baustellen.

Als er bei Mayerhofer begonnen hat, gab es noch nicht so viele Spezialtiefbauer. Es waren viele gute Leute für den Ingenieurbau im Unternehmen, aber der Spezialtiefbau war erst am Beginn.
„Spezialtiefbau musst du leben.“
schmunzelt Jetty. „Der Dreck ist manchmal schon viel, aber dafür musst du geboren sein. Es ist aber nicht so schlimm, es gibt keine schlechten Bedingungen, nur schlechte Kleidung“, scherzt der Bohrgerätefahrer.
Mit Freude beginnt Jetty jeden Arbeitstag. „Das Tagwerk, das ich mir vorgenommen habe, möchte ich auch schaffen“, ergänzt er. „Ich habe in meinen 40 Jahren noch keinen einzigen Schlechtwettertag erlebt, ich war bei jedem Wind und Wetter draußen.“

Im Spezialtiefbau stören die tiefen Temperaturen im Winter wenig. So sei man auch in den Wintermonaten aktiv und viele Baugruben würden in den kalten Monaten errichtet, damit der Hochbau im Frühjahr starten kann, erzählt Jetty.
Besonders gerne errichtet Jetty Bohrpfähle im Kelly-Verfahren. Dabei wird das Bohrloch beim Bohrvorgang mittels einer Außenverrohrung gestützt. Danach wird die Pfahlbewehrung eingebracht und das Bohrloch mit Beton verfüllt und dabei die Verrohrung schrittweise wieder gezogen.
Patrik, sein super Kollege sei Spezialist für das Bohren mit einer Endlosschnecke oder dem Doppelkopfbohrverfahren, ergänzt Jetty, „der braucht dann auch noch mehr top Helfer, wie einen guten Pumpenfahrer und einen extrem guten Baggerfahrer, der den Auswurf immer gleich wegputzt.“
Jetty ist leidenschaftlicher Bohrgerätefahrer und überlegt, „selbst in der Rente mal da und dort eine Woche oder zwei auszuhelfen“. So blickt er auf nun bald schon 40 Jahre Erfahrung im Spezialtiefbau zurück und war mit seinem Bohrgerät im U-Bahn-Bau aktiv und habe auch auf Schiffen gebohrt, wie in Wien bei der Hebung der Ostbahnbrücke 1995. Sogar beim Bau der Palm Islands in Dubai hätte er dabei sein können, dies aber aus Rücksicht auf die Familie nicht angenommen.
Die Frage nach seiner Lieblingsmusik beantwortet Jetty ganz besonders: „Das musikalische ist bei mir auf der Strecke geblieben. In der Kabine habe ich die Musik nur ganz leise, damit ich das Gerät höre, wenn etwas wäre.“ Er kenne alle Geräusche des Bohrgerätes auswendig und habe sein Ohr immer bei der Maschine, erklärt er.
Das Besondere bei Mayerhofer ist für Jetty die Vielfältigkeit.
Mayerhofer braucht fast keine Fremdfirmen und kann fast alle Gewerke selber ausführen. Auch übernehme die Firma Baustellen, über die sich andere nicht drübertrauen, wie den Brückenbau in Stettbach, den sein Kollege Alex begleitet.
Den Chef, Christian, findet Jetty super, „weil er sich und uns auch sehr herausfordernde Baustellen zutraut. Ein faszinierender Mensch“, ergänzt er. Mayerhofer sei in all den Jahren familiär geblieben, was für die Leute ganz wichtig sei. „Bei Mayerhofer hat man das Gefühl, das man wer ist“, fasst es Jetty zusammen.
„Wenn es für mich passt, was ich von der Firma bekomme, soll es auch für den Chef passen, was er von mir bekommt“, meint Jetty und ergänzt: „Meine Stärke ist vielleicht meine Genauigkeit und ich bin manchmal ziemlich energisch aber nie nachtragend.“

Danke Jetty und auf bald!